Der Stanley Cup ist die älteste kontinuierlich verliehene Trophäe im Profisport. 1892 wurde sie vom britischen Generalgouverneur in Kanada, Lord Stanley, als Auszeichung für das beste Amateureishockeyteam in Kanada gestiftet. Zu dieser Zeit bestand der Cup nur aus der Schale, welche heute kaum noch ein Viertel ausmacht.

Seit die nordamerikanische Profiliga NHL (National Hockey League) den Stanley Cup 1926 übernahm, wurden jedes Jahr die Namen des Siegerteams eingraviert und zu diesem Zweck bis 9147 regelmäßig Ringe hinzugefügt. Bis Lord Stanley, der für eine Pokal immer noch riesig anmutet, selbst den Eishockeyprofis zu schwer wurde. Seitdem wird jeweils der älteste Ring abgenommen und in der Hockey Hall of Fame ausgestellt, sobald ein neuer erforderlich ist.

Die härteste Liga im Profisport

In einer der längsten und härtesten Saisons des Profisports überhaupt ermitteln die insgesamt 31 NHL-Franchises aus Kanada und den USA 16 Finalteilnehmer für die Play-offs. Die Liga ist aufgeteilt in zwei Konferenzen (West und Ost) und 6 Divisionen. Jeweils acht Teams aus dem Westen und dem Osten spielen zunächst im den Titel des jeweiligen Conference Champions. In der großen Finalserie spielt dann der Eastern Conference Champion gegen den Western Conference Champion um den endgültigen Meistertitel. Und den Stanley Cup. Alle Play-off-Runden werden im Best-of-7-Modus gespielt. Für den Titelgewinn sind also 16 Siege in den Play-offs erforderlich, jeweils vier in jeder der vier Runden.

Mit den St. Louis Blues gewann 2019 mal wieder ein Team aus dem Westen den Titel. Ob damit aber endgültig die Rückkehr des defensiveren, körperbetonteren Stils des Westens besiegelt ist, wird sich erst zeigen müssen. Immerhin schlug Ost-Champion Boston Bruins sich wacker und erzwang ein entscheidendes siebtes Spiel. Und die aufstrebenden jungen Teams aus Toronto und Carolina setzen weiterhin auf schnelle Puckbewegung statt harter Bodychecks.

Best of Five in der Qualifikation

Nach der Corona-Pause gab die NHL bekannt, dass die Plätze 5 bis 12 eine Stanley Cup Qualifikation im Best of Five Modus ausspielen. Ab dem folgenden Achtelfinale wird es durch das bewährte Best of Seven abgelöst. Da noch insgesamt 24 Teams die Chance auf den Stanley Cup haben, ist es schwer eine Prognose abzugeben. Der Vorjahressieger St. Louis Blues führt genau wie die Boston Bruins erster in der jeweiligen Conference.

Ein ähnliches Phänomen wie der Weltmeisterfluch im Fußball ist der sogenannte Cup Hangover (in etwa: Meisterschaftskater), der den NHL-Titelverteidiger befällt. So schaffte es seit Einführung des Salary Caps (Gehaltsobergrenze) in der Saison 2005/2006 nur eine einzige Mannschaft ihren Titel zu verteidigen. Eine absolute Ausnahme verglichen mit den anderen amerikanischen Sportsligen, in denen Superstars wie LeBron James oder Tom Brady häufig sogenannte Dynastien begründen. Bevor den Pittsburgh Penguins 2017 dieses Kunststück gelang, galt es gar als unmöglich.

Aber auch nicht unerklärlich. Mit insgesamt 82 Spielen in der regulären Saison und bis zu 28 Play-off-Spielen ist der Weg zum Stanley Cup einer der härtesten im Sport überhaupt. Ein Team, welches die Play-offs knapp verpasst hat, genießt ganze drei Monate mehr Regenerationszeit in der Sommerpause als die beiden Finalisten.

St. Louis und Boston sind zudem keine jungen Teams. Auch wenn sie ihre Stars zusammenhalten konnten, werden ihnen Tampa und Washington im Osten sowie Las Vegas und Edmonton im Westen das Leben schwer machen wollen.